Früherkennung mittels Koloskopie

Darmkrebs macht sich meist erst dann bemerkbar, wenn er schon weit fortgeschritten ist. Umso wichtiger sind daher regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen. Diese können das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, deutlich verringern und je früher Darmkrebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen!

Als die zuverlässigste Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs gilt die Darmspiegelung oder Koloskopie.

Was ist eine Koloskopie?

Bei einer Koloskopie wird der Darm mit Hilfe eines Endoskops genauestens von innen begutachtet. Veränderungen im Darm – wie etwa Wucherungen der Darmschleimhaut, sogenannte Darmpolypen – können so zuverlässig entdeckt werden.

Während einer Koloskopie können kleinere Darmpolypen sofort entfernt und bei Bedarf auch Gewebeproben entnommen werden.

Warum ist die Koloskopie als Vorsorge-Untersuchung so wirksam?

In über 90% der Fälle entsteht Darmkrebs aus zunächst gutartigen Darmpolypen. Diese können bei einer Koloskopie sicher entdeckt und oft gleich auch entfernt werden. Damit kann verhindert werden, dass Darmkrebs überhaupt erst entsteht.

Während Stuhltests (z.B. FIT) Tumore nur dann „erkennen“, wenn diese bluten, können sie bei einer Koloskopie unabhängig davon entdeckt werden. Mittels (während der Koloskopie entnommener) Gewebeprobe können sie anschließend eindeutig als solche identifiziert werden.

Wie häufig ist eine Vorsorge-Koloskopie empfohlen?

Personen von 45 – 75 Jahren, die keine Symptome oder Vorerkrankungen aufweisen, sollten die Koloskopie zur Darmkrebs-Vorsorge alle 10 Jahre durchführen lassen.

Personen, bei denen eine genetische Erkrankung bekannt ist, die mit erhöhtem Risiko für Darmkrebs einhergeht (z.B. familiäre adenomatöse Polypose) oder Personen, die an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung leiden (z.B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), sollten in engeren Abständen zur Darmvorsorge gehen.

  • Besprechen Sie sich diesbezüglich bitte mit Ihren Ärzt:innen! So kann Ihre Vorsorge optimal geplant werden.

Wie läuft eine Koloskopie ab?

Vor einer Koloskopie findet eine Erstuntersuchung statt, bei der Sie im Detail über die anstehende Untersuchung – und auch über die Möglichkeit der sanften Koloskopie – aufgeklärt werden.

  • Vorbereitung zu Hause
    In den Tagen vor der Untersuchung wird leichte Kost empfohlen. Da der Darm für die Koloskopie leer sein muss, erhalten Sie ein spezielles Abführmittel, das sie am Vortag zu sich nehmen.
  • Vorbereitung vor Ort
    Bei der sanften Koloskopie bekommen Sie unmittelbar vor der Untersuchung Beruhigungsmittel verabreicht, durch die die Untersuchung vollkommen schmerzfrei für Sie verläuft. Sie werden sich nach der Untersuchung auch nicht mehr daran erinnern können.
  • Untersuchung
    Die Koloskopie wird in Linksseitenlage durchgeführt. Über den Anus wird das Endoskop eingeführt, das bis zum Ende des 1,5 Meter langen Dickdarms vorgeschoben wird. Beim langsamen Zurückziehen des Endoskops wird die Darmwand mittels Kamera genauestens begutachtet. Werden während der Untersuchung Polypen entdeckt, können diese – je nach Größe – mit der kalten oder elektrischen Schlinge abgetragen und im Anschluss histologisch untersucht werden.
  • Nachbesprechung
    Wurden bei der Untersuchung keine Auffälligkeiten festgestellt, erfahren Sie dies unmittelbar nach der Untersuchung. Sollten Polypen oder Gewebeproben entnommen worden sein, findet etwa eine Woche nach der Koloskopie die Besprechung des histologischen Befundes statt.

Was bedeutet ein negatives Testergebnis?

Wurden bei der Koloskopie keine Auffälligkeiten entdeckt oder waren die entnommen Proben negativ, können Sie beruhigt sein. Ihre nächste Vorsorge-Koloskopie findet im geplanten Abstand statt.

Was bedeutet ein positives Testergebnis?

Stellen sich die entnommenen Gewebeproben als bösartig heraus, sind weitere Untersuchungen zur Abklärung notwendig. Ihre Ärzt:innen werden in diesem Fall die weitere Vorgehensweise im Detail mit Ihnen besprechen.

Welche Nebenwirkungen oder Komplikationen können auftreten?

Nicht selten kommt es nach einer Koloskopie zu Durchfall, da das eingenommene Abführmittel noch ein paar Tage nachwirken kann. Es kann ebenfalls zu Blähungen kommen, da während der Untersuchung Luft in den Darm geblasen wird. Beides ist kein Grund zur Beunruhigung.

  • Sollten Sie nach der Untersuchung schwerwiegende Beschwerden verspüren, kontaktieren Sie unmittelbar Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.

Bei der Entfernung von Polypen während einer Koloskopie kann es in sehr seltenen Fällen zu Blutungen, Verletzung der Schleimhäute oder zu Infektionen kommen.1,2 Über die Details werden Sie ausführlich im Vorgespräch aufgeklärt.

Wir bedanken uns herzlich bei Friedrich Weiser für die inhaltliche Unterstützung dieses Artikels.

Über den Autor:
Dr. med. univ. Friedrich A. Weiser, MSc ist Facharzt für Viszeralchirurgie und Fachgruppenobmann für Chirurgie der Ärztekammer für Wien. Er ist Gründer und Teilhaber der Gruppenpraxis Medico Chirurgicum.

1 Kothari et al, 2019. ASGE review of adverse events in colonoscopy.
2 Zwink et al, 2017. Komplikationsrate der Vorsorgekoloskopie im Krebsfrüherkennungsprogramm.