Johanna erzählt: Bei mir war der Krebs im Arsch daham…

⊱⟦ Unter dem Titel „Erzählungen“ möchten wir Geschichten, Blickwinkel und Eindrücke von Betroffenen mit Ihnen teilen. Weil andere Perspektiven bereichernd sein können und auch das Gefühl, nicht alleine zu sein, Wunder bewirken kann. Den Anfang macht Lehrerin und Kabarettistin Johanna Wagmeier. Viel Freude beim Lesen. ⟧⊰

Mein Name ist Johanna

Mein Name ist Johanna Wagmeier, ich bin Lehrerin, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Alles also ganz normal soweit – bis ich im Herbst 2022 mit 35 Jahren die Diagnose Darmkrebs bekam. Ein großer Schock, der mein Leben erstmal völlig auf den Kopf stellte. Aber Aufgeben war keine Option, schon wegen meiner Kinder (damals 2 und 4 Jahre alt) nicht.

Im Verlauf des nächsten Jahres standen erst eine Radiochemotherapie mit 28 Bestrahlungen und dann die Operation (eTAR, also eine Entfernung des gesamten Rektums) an, nach der ich fünf Monate mit einem protektiven Illeostoma lebte. Erst nach der folgenden adjuvanten Chemotherapie wurde das Stoma rückverlagert und die Behandlungen waren abgeschlossen.

Humor und Offenheit sind mein Weg

Schon kurz nach meiner Krebsdiagnose war einer meiner Gedanken: „Das ist jetzt der nächste Scheiß, über den ich reden muss.“ Warum der nächste? Nach meiner Fehlgeburt 2017 war ich quasi gezwungen, offen damit umzugehen und stellte fest, dass dies mir und meinem Umfeld guttat. Also war mir klar: Ich werde auch mit meiner Krebsdiagnose offen umgehen und darüber reden.

Während der Behandlungen entdeckte ich mein Talent dafür, schwierige Situationen mit Humor zu meistern und hatte mein Debüt als Kabarettistin beim Grazer Kleinkunstvogel im März 2023. Mir ist es wichtig, offen mit meiner Krankheit umzugehen und ich habe festgestellt, dass dies nicht nur von meinem Umfeld, sondern auch in der Öffentlichkeit gut aufgenommen wurde.

So wurde ich bereits vom Kurier und von der Steirerkrone interviewt, durfte am Podcast der Steirischen Krebshilfe teilnehmen, wurde im Mutmacher:innenbuch der österreichischen Krebshilfe porträtiert und vieles mehr. Diese Möglichkeiten hätten sich ohne die Erkrankung nicht ergeben und halfen mir, an dieser schwierigen Zeit auch positive Seiten zu finden.

Ich möchte dazu beitragen, Koloskopie und Darmkrebs zu enttabuisieren

Seit Herbst 2023 bin ich in der onkologischen Nachsorge und kämpfe noch mit den Nachwirkungen meiner Erkrankung. Auch wenn der Darmkrebs nun zum Glück keine so große Rolle mehr in meinem alltäglichen Leben spielt, möchte ich nicht aufhören, darüber zu sprechen.

Wäre für mich eine Koloskopie ein weniger angstbesetztes und tabubehaftetes Thema gewesen, hätte ich sie vielleicht nicht so lange hinausgeschoben und mir einen Teil der Behandlungen erspart. Trotzdem hatte ich Glück im Unglück.

Ich hoffe, dass ich zur Enttabuisierung von Darmkrebs beitragen und anderen Betroffenen vermitteln kann, dass das Leben auch während einer schweren Erkrankung schöne Momente bereithält, getreu meinem Motto: Krebs ist eine zu ernste Diagnose, um sie nicht mit Humor zu nehmen.

Autorin: Johanna Wagmeier

Besuchen Sie Johanna Wagmeiers Website unter: johannawagmeier.at

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