Angehörigen-Bericht
Oma, ich bin sehr stolz auf dich!

Ich kann mich noch genau an den Anruf meiner Mutter erinnern. Ich war an diesem Abend in Wien, es war kalt und hat geregnet. Bereits an der Stimme erkannte ich, dass etwas nicht stimmte…
Ein Beitrag von Elena Bertolini
Die darauffolgende Nachricht bestätigte meinen schlimmen Verdacht. C20 – bösartige Neubildung im Rektum, so lautete die niederschmetternde Diagnose, die meine Oma im Jänner 2014 erhielt. Der Schock war groß, aber an Aufgeben haben wir keine Sekunde gedacht.
Wenn ich (nun schon seit einiger Zeit wieder endgültig zurück in Oberösterreich) meine Oma heute im Pflegeheim besuche, hat sie jedes Mal ein Lächeln auf dem Gesicht. Es ist das Lächeln, das ich kenne und liebe, seit ich denken kann. Meine Oma war immer für mich da, egal ob ich gesund, krank, fröhlich, schlecht drauf oder überdreht war.
Anfang des Jahres 2014 begann dann die Zeit, in der ich für meine Oma da war. Die Zeit einer schweren Erkrankung und der lange Weg zur Genesung. Es war nicht immer leicht, aber Aufgeben kam nicht in Frage – die positive Einstellung meiner fast neunzigjährigen Oma machte sie zu meinem größten Vorbild.
Eine riskante Operation und ein starker Wille
Kurz nach der Diagnose – bösartiger Tumor im Enddarm – folgte in einer mehrstündigen Operation die Entfernung des Enddarms und eine Colostomie – eine künstliche Ausleitung des Dickdarms.
Das Narkoserisiko in diesem Alter ist nicht zu unterschätzen, ich war zu der Zeit sehr angespannt und konnte mich kaum auf meine Arbeit konzentrieren. Aber zum Glück verlief alles ohne Komplikationen. Insgesamt war meine Oma drei Wochen im Krankenhaus und anschließend vier Wochen auf Reha. So oft es ging, habe ich sie besucht.
Die Operation hatte sie dennoch sehr mitgenommen, sie war abgemagert und hatte starke Verwirrungszustände. Ihren Optimismus hat sie aber an keinem Tag verloren. Auch die Ärzte und Schwestern waren von ihrer positiven Einstellung sehr angetan.
Meine Oma hatte großes Glück – sie hat keine Folgeschäden, keine Schmerzen und kann fast alles essen. Das Stoma kann sie allerdings nicht mehr selbst versorgen. Die ersten neun Monate hat mein Vater ihre komplette Pflege übernommen, im Jahr 2015 kam sie in ein Pflegeheim im Nachbarort, wo sie sehr glücklich ist und eine optimale Versorgung bekommt. Sie darf zwar kein stark blähendes Gemüse wie Kraut oder frisches Steinobst essen, was aber keine allzu große Einschränkung darstellt, da die Lieblingsfrüchte meiner Oma ohnehin schon immer Bananen waren. Ich bin sehr froh, dass die Erkrankung keinen schlimmeren Verlauf genommen hat.
Mittlerweile ist meine Oma stolze 92 Jahre alt. Ihr Lachen hat sie nie verloren und ich hoffe, dass ich es noch lange genießen kann.
Vorsorgeuntersuchungen können schwere Verläufe verhindern
Die Diagnose Darmkrebs nimmt leider nicht immer einen so guten Ausgang. Es ist daher einmal mehr wichtig, die Menschen auf die Vorsorge-Koloskopie aufmerksam zu machen. Die schmerzfreie Untersuchung kann Leben retten und schwerwiegende Krankheitsverläufe verhindern. Meine Oma hatte leider immer große Angst vor Ärzten und Untersuchungen – ihr Entschluss eine Koloskopie durchführen zu lassen, kam fast zu spät. Die Schwere der Erkrankung und die lange Reha hätten ihr durch eine frühere Darmspiegelung mit Sicherheit erspart bleiben können.
Vorsorge-Koloskopie: Alle wichtigen Infos auf einen Blick
- Empfohlen ab dem 50. Lebensjahr im Abstand von sieben bis zehn Jahren.
- Ausnahme: Familienangehörige von Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs – diese sollten bereits mit 40 Jahren zur Vorsorge-Koloskopie gehen, bzw. 10 Jahre vor dem Erkrankungsalter der Angehörigen.
- Polypen können bereits während der Untersuchung schmerzfrei entfernt werden.
- Bei der sanften Koloskopie erfolgt die Untersuchung unter Betäubung.
Eine Liste zertifizierter Ärzte finden Sie unter:
www.vorsorgekoloskopie.at