Mein Leben mit Rosa

Mein Weg von der Diagnose Darmkrebs zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben.
Es sind nun einige Jahre vergangen, seit ich mit der Diagnose Darmkrebs konfrontiert wurde. Heute, sechs Jahre, etliche Chemo-Zyklen, Bestrahlungen und eine Operation später, lebe ich ohne Krebs, aber mit einem Stoma. Oder anders gesagt: Mit meinem Stoma, das von mir liebevoll auf den Namen Rosa getauft worden ist. Schon vor der Operation haben mir die Stoma-Schwestern im Krankenhaus dabei geholfen, mich auf meine körperlichen Veränderungen vorzubereiten. Vor allem haben sie mich nach dem Eingriff dabei unterstützt, den richten Umgang mit „Rosa“ zu lernen.
Mehr noch: Sie hatten und haben immer ein offenes Ohr für allfällige Probleme. Von den Stoma-Schwestern habe ich alle Informationen bekommen, Antworten auf alle offenen Fragen – auf die Ärzte und Pflegepersonal ganz einfach keine hatten, weil sie die Probleme eben nicht aus der Sicht eines Betroffenen kannten. Dass es die drei Damen gibt, dafür bin ich auch heute noch sehr dankbar.
Hilfe zur Selbsthilfe auf Augenhöhe
Über die Erfahrungen und Erlebnisse, die ich während meiner Zeit im Krankenhaus gemacht hatte, was ich daraus gelernt hatte, was man besser vermeiden sollte – darüber wollte ich mich mit Gleichgesinnten austauschen. Aus diesem Grund entstanden zu dieser Zeit im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz Selbsthilfegruppen. Und im Lauf der Zeit ist aus mir, einer Teilnehmerin, eine Gruppenleiterin geworden.
Seit 2016 leite ich die Gruppe „Selbsthilfegruppe Darmkrebs“ in OÖ (in enger Kooperation mit der Wiener „Selbsthilfe Darmkrebs“). Immer mit dem Bestreben, interessante Themen zu finden, wertvolle Begegnungen und nährenden Austausch von Betroffenen zu schaffen, treffen wir uns alle zwei Monate am ersten Mittwoch des Monats. Die aktuellen Termine und die jeweiligen Themen sind übrigens auf der Homepage des Krankenhauses unter www.ordensklinikum.at im PatientInnen-Bereich zu finden.
Mit Freunden, Familie und einem Buch aus dem Tief
Von meinem persönlichen Tiefpunkt aus gelangte ich zu neuer Kraft. Mit Hilfe meiner Familie und meiner Freunde erholte ich mich. Und ich machte mich auf den Weg, neue Erfahrungen zu machen.
In den fünf Jahren Auszeit (ohne Job, nur Zeit für mich und meinen Lieben) fragte ich mich: Wie soll mein nächster Schritt aussehen? Was möchte ich wirklich gerne machen? Was macht mir Spaß und Freude? Ein entscheidender Anstoß, das Geschehene der letzten Jahre aufzuarbeiten und zu verarbeiten, war die Gelegenheit, meine Geschichte niederzuschreiben. Sie wurde von Thomas Hartl im Buch „Lebe – Diagnose Krebs als Chance für Veränderung“ veröffentlicht. Der Sammelband enthält die unterschiedlichsten Erfahrungsberichte von KrebspatientInnen.
Unterstützung durch die Krebshilfe OÖ
Über das Buchprojekt entstand auch meine Verbindung zur Österreichischen Krebshilfe Oberösterreich. Hier habe ich in den offenen Gruppentreffen die interessantesten Persönlichkeiten kennengelernt; aber man lernt auch voneinander, lacht gemeinsam und schließt neue Freundschaften. Eines ist hier allen klar: Gemeinsam geht es oft leichter.
Apropos Gehen – da Bewegung allen guttut, entstand die Idee zu „Gemeinsam GEHEN“. Was das heißt, ist leicht erklärt: Jeden Donnerstag treffen sich alle, die Spaß am Gehen haben, am gleichen Treffpunkt und starten zu einem einstündigen Spaziergang. Jeder kann mitgehen, ohne sich anzumelden! Gemeinsam genießen wir die Bewegung – und der Gesprächsstoff geht uns auch nie aus. Klar, es könnte auch jeder für sich alleine gehen, aber ganz ehrlich: Gemeinsam macht es einfach mehr Spaß!
Weiterbildung als Chance zur Weiterentwicklung
Ich habe mich in den letzten Jahren in verschiedenen Bereichen weitergebildet. Heute bin ich als Lebens- & Sozialberaterin selbständig tätig. Ich begleite und unterstütze Menschen in schwierigen Lebenssituationen, in Krisen und nach persönlichen Schicksalsschlägen. Mit Hilfe unterschiedlicher Übungen und Methoden gebe ich meinen KlientInnen das Werkzeug in die Hand, um selbst Lösungen für Probleme zu finden. Manchmal hilft es schon, einfach mit jemanden zu reden, der von außen kommt, der einem zuhört, der die richtigen Fragen stellt und in einer schwierigen Situation ein Stück des Weges mitgeht.
Außerdem habe ich auch eine Ausbildung zur Integrativen Klangpädagogin absolviert. Mit Klangschalen und archaischen Instrumenten eröffne ich meinen KlientInnen neue Möglichkeiten der Entspannung – Wege, die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Ich gebe Menschen den Raum dafür, einmal einfach nichts leisten oder tun zu müssen – nur zu sein und zu genießen. Bei der OÖ Krebshilfe haben KrebspatientInnen und deren Angehörige die Möglichkeit, in den Genuss einer Gruppen-Klangentspannung zu kommen. Termine dafür können direkt bei der OÖ Krebshilfe (www.krebshilfe-ooe.at) vereinbart werden.
Was wirklich wichtig ist…
Wenn meine Erkrankung sozusagen „für irgendetwas gut war“, dann dafür, dass sie mich daran erinnert hat, was für mich in meinem Leben wirklich wichtig ist. Nämlich, dass es mir gut geht. Dass ich Spaß und Freude habe. Dass ich lachen, leben und jeden Tag genießen kann. Dass ich meinen Körper liebevoll behandle, ihn sportlich fordere und seine Gesundheit fördere. Dass ich mich so zeige, wie ich bin und dass ich mir dessen bewusst bin, dass ich so, wie ich bin, richtig bin. Dass mir meine Familie, meine Freunde und mein soziales Netzwerk sehr viel Kraft und Energie geben. Dass meine Wünsche, Träume, Ziele in Erfüllung gehen. Dass ich meinen Geist weiter fordere. Und: Dass ich in meinem Leben immer offen für Neues bin. All das ist mir wichtig.
Ach ja: Rosa geht’s soweit auch gut! Sie macht brav alles mit, was ich mache.
Lebens- und Sozialberaterin
Integrative Klangpädagogin
ein:klang
Gesundheitszentrum
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