Darmkrebsvorsorge
Früherkennung: Ist Dickdarm-Krebs "Schicksal"?

Darmkrebs ist die einzige Krebserkrankung, bei der nicht nur Früherkennung, sondern eine echte Krebsvorsorge möglich ist.
Darmkrebsvorsorge auf einen Blick
Pro Jahr erkranken rund 5.000 Österreicher an Darmkrebs. Etwa 2.500 Menschen erliegen dem Leiden, weil es einfach zu spät entdeckt wird. Das sind 2.500 menschliche Tragödien pro Jahr. Und jede einzelne davon ist eine zu viel. Doch die gute Nachricht ist: Wir sind diesem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert. Bis auf wenige schicksalhafte Ausnahmen haben wir es selbst in der Hand, etwas dagegen zu tun.
Hat Vorsorge einen Sinn?
Dazu muss man wissen, dass sich 90% der Tumore zunächst aus gutartigen Darmpolypen entwickeln. Das Alter, ab dem sich Polypen im Darm bilden und Tumoren langsam zu entstehen beginnen, liegt im Allgemeinen bei 40 Jahren. Sie haben eine Verdopplungszeit von zwei Jahren. Bis ein Karzinom vorliegt, vergehen rund zehn Jahre. Eine Zeit, in der man nötige Gegenmaßnahmen ergreifen könnte, wenn – ja wenn – man wüsste, dass diese notwendig sind. Denn bei frühzeitiger Diagnose ist Darmkrebs zu 100 Prozent heilbar. Darmkrebsfrüherkennung ist die beste Chance, Leben zu retten. Und genau das ist der Grund, warum die Darmkrebsvorsorge so wichtig ist.
Entstehung, Genetik, Vorstufen
Zwei Faktoren sind für die Entstehung des Darmkrebs ausschlaggebend: Die Ernährung und Genveränderungen an bestimmten Chromosomen. Was Ersteres betrifft, so haben Untersuchungen an japanischen Auswanderern in die USA gezeigt, dass die Umstellung der Ernährung von eher vegetarischer zu fleischreicherer Kost das Risiko der Karzinombildung im Dickdarm erhöht.
Darmkrebs, entwickelt sich nahezu immer aus einer benignen (= gutartigen) Vorstufe, dem Adenom. Das Adenom ist ein Polyp. Unter einem Polypen versteht man eine etwa halbkugelige flache oder eine pilzförmig gestielte Vorwölbung der Schleimhaut. Nur aus den wenigsten Adenomen wird ein Karzinom, und diese Umwandlung (= maligne Entartung) benötigt etwa 5 bis 12 Jahre. Da der Untersucher weder weiß, welcher Polyp einmal in ein Karzinom übergehen wird, noch die Anfänge dieser malignen Entartung mit freiem Auge erkannt werden können, ist grundsätzlich die Entfernung jedes einmal entdeckten Polypen angezeigt.
Symptome und Diagnostik
Sowohl Adenome (also gutartige Polypen), als auch Karzinome (bösartige) rufen im Anfangsstadium – leider – keine Symptome hervor. Wenn sie im Mastdarm liegen, können sich solche Tumoren durch gelegentliche Abgänge von Blut oder Schleim bemerkbar machen – weshalb bei jedem analen Blutabgang, der manchmal fälschlich Hämorrhoiden zugeschrieben wird, auch nach einem Tumor gefahndet werden muss. Gerade die Lokalisation nahe dem Analkanal sollte auch aus einer weiteren Überlegung zur gründlichen Darmuntersuchung veranlassen: In dieser Region kann die Schließmuskulatur bei Operation eines lokal weit gewachsenen Karzinoms möglicherweise nicht mehr erhalten und der Eingriff daher nur mit einem künstlichen Ausgang (Stoma) auf Dauer beendet werden.
Karzinome, die sich weiter ausbreiten, äußern sich durch verschiedenste Symptome: Anämie (reduzierte rote Blutkörperchen, niedriger Eisenspiegel), verursacht durch die chronischen, oft unbemerkten, Abgänge von spärlich Blut; Änderung der Stuhlgewohnheiten in Häufigkeit und Konsistenz bei Tumoren des Mastdarms oder diesem nahegelegenen Dickdarmabschnitten; krampfartige Bauchschmerzen, bedingt durch die Verengung der Darmlichtung; letztlich Darmverschluss mit Erbrechen, geändertes Stuhl- und Windverhalten; Gewichtsverlust bei weit fortgeschrittenem Tumorleiden.
Die diagnostischen Schritte sind aber prinzipiell unabhängig von Symptomatik oder Tumorstadium. Das heißt, es werden sowohl bei völligem Fehlen irgendwelcher Krankheitsanzeichen, als auch bei hochgradigem Verdacht auf Darmkrebs dieselben Untersuchungen durchgeführt.
Welche Vorsorge-Untersuchungen sind sinnvoll?
Es beginnt mit dem ärztlichen Gespräch, also der Erhebung der Anamnese. Ein erfahrener Facharzt kann hier unter Umständen bereits Verdachtsmomente erkennen.
Fanden sich bei direkten Verwandten Darmpolypen oder Darmkrebs, oder bei Ihnen oder Verwandten andere Krebsarten, so ist das Risiko erhöht. Ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs haben Sie, wenn Sie an einer langwierigen Entzündung des Darmes wie Kolitis ulcerosa oder Morbus Crohn erkrankt sind. Zur Vorsorge ist eine erste Darmspiegelung 10 Jahre vor dem Alter empfohlen, in dem bei einem an Darmkrebserkrankten Familienmitglied die Krankheit erstmals aufgetreten ist. Da diese Erkrankungen in manchen Familien erst gar nicht bekannt werden, kann bei Verdacht auf familiär gehäuften Darmkrebs bereits ab einem Alter von 25 Jahren eine Darmspiegelung durchgeführt werden. Die Untersuchung wird dann mindestens alle 10 Jahre wiederholt.
In Österreich wird im Rahmen der kostenlosen Vorsorgeuntersuchung jährlich ein Test auf verstecktes Blut im Stuhl (Hämoccult-Test), sowie eine Rektaluntersuchung angeboten. Ab dem 50. Lebensjahr wird regelmäßig alle 5 Jahre eine Darmspiegelung (Koloskopie) von den Krankenversicherungen bezahlt. Diese Darmspiegelung ist beim niedergelassenen Facharzt für Chirurgie oder Gastroenterologie möglich.
Darmkrebs-Verdachtsfälle könnten auch durch eine jährliche Stuhluntersuchung auf "okkultes Blut" entdeckt werden. Da der Stuhltest verstecktes Blut im Stuhl nachweisen kann, ist diese Methode darauf angewiesen, dass Polypen bluten. Falsch negative und falsch positive Ergebnisse führen zu einer zu hohen Fehlerquote. Ein negatives Testergebnis kann ein Karzinom nicht ausschließen. Ein positiver Test muss wiederum nicht bedeuten, dass ein Karzinom vorliegt. Mit dem regelmäßigen Okkultbluttest können nur ca. 25-30% der Darmpolypen und frühen Darmkrebsstadien gefunden werden. Hat ein Test einmal ein positives Ergebnis gebracht, muss auf jeden Fall zur genauen Abklärung der Ursache eine Darmspiegelung durchgeführt werden.
Der zweite Schritt ist die rektal-digitale Palpation, ein behutsames, schmerzloses Abtasten von Analkanal und unterem Mastdarm. Die anschließende Rektoskopie ist die schmerzlose Spiegelung des Mastdarmes bis max. 15 cm.
Die Darmspiegelung (Koloskopie) ist die wichtigste und aussagekräftigste Untersuchung zur Früherkennung und Diagnose von Darmkrebs. Mit ihr lassen sich selbst kleine Tumore und Darmpolypen mit sehr hoher Sicherheit aufspüren.
Wie läuft eine Darmspiegelung ab?
Damit der Arzt das Darminnere richtig sehen kann, muss der Darm zuvor gut gereinigt sein, deshalb ist am Tag vor der Untersuchung die Darmreinigung nach Anweisung durchzuführen. Diese Vorbereitung ist besonders wichtig, da eine erfolgreiche, aussagekräftige Darmspiegelung nur bei gut gereinigtem Darm durchgeführt werden kann.
Die gesamte Darmspiegelung dauert etwa 20 Minuten. Sie ist weitgehend schmerzarm, allerdings empfinden einige Patienten das Vorschieben des Endoskops als unangenehm. Vergleichbar mit stärkeren Blähungen.
Auf Wunsch können Sie zur Untersuchung ein Beruhigungsmittel bekommen, das Sie in einen leichten Dämmerschlaf (Sedoanalgesie) versetzt, wodurch Sie von der Untersuchung und irgendwelchen Unannehmlichkeiten gar nichts mitbekommen.
Falls Sie ein Beruhigungsmittel erhalten haben verbleiben sie danach in einer Überwachungszone. Wegen des Medikamentes dürfen Sie an diesem Tag kein Auto mehr fahren.
Die Polypektomie
Die meisten Polypen lassen sich während einer Darmspiegelung entfernen. Diesen Eingriff nennt man Polypektomie: Ein Instrument mit einer feinen Schlinge wird über den Arbeitskanal des Endoskops ins Darminnere vorgeschoben. Diese Schlinge besteht aus dünnem Draht, sie wird um den Polypenstiel gelegt und dann zugezogen. Für einen Moment wird dabei ein Hochfrequenz-Strom durch die Drahtschlinge geleitet, wodurch aufgrund der Hitzeeinwirkung der Polyp abgeschnitten wird. Gleichzeitig verschließt die Hitze auch die durchtrennten Blutgefäße, so dass es nicht zu einer Blutung kommen kann. Der abgeschnittene Polyp wird zusammen mit dem Endoskop aus dem Darm herausgezogen. Er muss zur feingeweblichen (histologischen) Untersuchung ins Labor geschickt werden. Dort wird man feststellen, ob bereits Krebszellen im Polypen vorhanden waren und ob der Polyp vollständig entfernt wurde.
Die Polypen-Entfernung selbst ist nicht schmerzhaft. Die meisten Polypen lassen sich bereits während derselben Darmspiegelung entfernen, bei der man sie entdeckt, - eine erneute, zweite Darmspiegelung ist dazu in der Regel nicht nötig. Sollte sich bei der Untersuchung jedoch ein größerer Polyp zeigen, bei dem eine Entfernung schwierig erscheint, kann in diesen Fällen eine erneute, zweite Darmspiegelung zur Polypektomie geplant werden. Manchmal bleibt der Patient nach einer solchen, komplizierteren Polypentfernung zur Beobachtung stationär im Krankenhaus.
Risiken bei der Polypektomie
In der Hand eines erfahrenen Arztes ist die Polypektomie während einer Darmspiegelung eine risikoarme Behandlungsmethode. Jedoch können Komplikationen auftreten, insbesondere durch Blutungen an der Stelle, wo der Polyp entfernt wurde. Auch eine Verletzung der Darmwand dabei ist möglich.
Operation zur Entfernung von Polypen
Bei manchen Polypen ist die endoskopische Schlingenentfernung nicht möglich oder sie gelingt nur unvollständig. Vor allem breitbasige Polypen, die größer als zwei bis drei Zentimeter sind, lassen sich mit der Schlinge oft nicht komplett aus dem Darm entfernen. Sollten Anzahl, Größe oder die Art der Darmpolypen eine vollständige endoskopische Entfernung unmöglich machen, muss chirurgisch behandelt werden.
Risiken bei der Darmspiegelung
In der Hand eines erfahrenen Arztes ist die Darmspiegelung eine sehr sichere und schonende Untersuchungsmethode. In sehr seltenen Fällen kann es zu Verletzungen der Darmschleimhaut oder zu Blutungen kommen. Auch ein Durchstoßen der Darmwand (Perforation) ist nicht ausgeschlossen, insbesondere wenn der Darm an entzündlichen Veränderungen leidet.
Nachsorge bei Darmpolypen
Ein Patient, bei dem bereits ein Darmpolyp festgestellt wurde, hat eine höhere Neigung, erneut Polypen zu bilden. Deshalb sind nach der Behandlung regelmäßige Kontrollen empfohlen:
Nach der Entfernung eines Polypen, bei dem die anschließende histologische Untersuchung Krebszellen gezeigt hat, muss bereits nach 6 Monaten eine Kontroll-Darmspiegelung erfolgen, um ein erneute, verdächtige Veränderungen im Darm schnell zu erkennen und entsprechend behandeln zu können. Bei unauffälliger Kontrolle werden die Abstände zur nächsten Darmspiegelung größer.
Nach der Entfernung von Polypen ohne bösartige Zellen soll die Kontroll-Darmspiegelung nach zwei bis drei Jahren erfolgen.
Virtuelle Koloskopie
Bei einem Darm, der sehr lang, verschlungen oder durch Voroperationen fixiert ist, kann es vorkommen, dass der Untersucher nicht alles sehen kann. In diesem Fall – und manchmal auch als Zusatzuntersuchung – wird der Patient dann zu einer Röntgenuntersuchung – einer Irrigoskopie oder Virtuellen Koloskopie – geschickt.
Die virtuelle Koloskopie ist ein neues High-Tech-Verfahren, um das Innere des Darmes zu betrachten und dort nach Veränderungen zu fahnden. Während bei der klassischen Darmspiegelung ein Untersuchungsinstrument, ein biegsames Endoskop, in den Darm eingeführt wird, findet die virtuelle Koloskopie nicht direkt am Körper des Patienten statt, sondern wird am Computermonitor simuliert. Dazu ist eine Computertomographie nötig bei der der Dickdarm aufgeblasen wird.
Nachteil ist, dass kleine Darmpolypen oder entzündliche Veränderungen der Darmwand nicht erkannt werden können und eine Biopsie-Entnahme zur mikroskopischen Untersuchung sowie eine Polypen-Entfernung nicht möglich ist. Dies ist umso mehr von Bedeutung, als dass aktuelle Studien gezeigt haben, dass einerseits das Dedektionsvermögen für Polypen unter 7-8 mm Durchmesser schlecht ist und dass gerade auch solch kleine Läsionen eine beachtliche Karzinomrate aufweisen. Diese können übersehen werden. Daher ist die virtuelle Koloskopie keine adäquate Alternative zur endoskopischen Spiegelung. Und: diese Untersuchung ist keine Kassenleistung.
Nähere Informationen:
Weiterführende Informationen, Adressen und Services finden Sie auf der Website darmkrebs.at.
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